Spielerisch zu mehr Sicherheit

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Sven Richter

Toyota Material Handling Deutschland Experte für Flottenmanagementsysteme

10 Minute(n) Lesezeit

I_Site , Sicherheit , Best-Practice , Team Challenge

Spielen bedeutet für die meisten von uns Freizeit, Abschalten, mit anderen Spass haben – ob draussen oder drinnen. Auf der Arbeit ist Spielen eigentlich verpönt. Zwischendurch mal im Internet zu surfen – dagegen haben die meisten Arbeitgeber nichts. Aber wer sich stundenlang einem Spiel widmen möchte, reserviert den Feierabend dafür. Das Spielen dient normalerweise dazu, um den Alltag hinter sich zu lassen und abzuschalten. Doch manchmal bringt der Arbeitgeber explizit das Spiel in die Arbeitswelt. Das hat nämlich durchaus Vorteile. Die Rede ist von Gamification.

 

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Spielen während der Arbeit: Warum sich Gamification positiv auf das Verhalten auswirkt

Die Idee hinter Gamification: Die gewohnte Arbeit mit einem spielerischen Ansatz zu verbinden soll die Motivation der Mitarbeiter steigern. Denn der Spieltrieb ist mal mehr oder weniger ausgeprägt bei jedem von uns vorhanden. Wer sich im Wettbewerb mit anderen misst, und gemeinsam in einem Team Punkte sammelt, verhält sich anders. Sportsgeist und Teamgedanke spornen dazu an, sich so zu verhalten, dass das eigene Team im Wettbewerb vorne liegt. Im besten Fall gehört man zum Siegerteam, und in vielen Fällen loben die Unternehmen Preise aus. Auf diesem Gedanken beruht auch die Team Challenge mit I_Site. Das Konzept der Gamification hat einen Entwickler bei Toyota Material Handling dazu inspiriert, ein Spiel zu entwickeln, das die Sicherheit im Lager erhöht.

Wie aber kam nun das Game in die Lagerhalle – genauer in die Lagerhalle von VELUX?

Warum ein Hersteller von Dachfenstern sich an die Toyota Team Challenge wagte

toyota material handling_mehr sicherheit_bild2VELUX ist ein langjähriger Kunde von Toyota Material Handling Deutschland. Der Hersteller von Dachfenstern beliefert seine Kunden vom europäischen Zentrallager in Sonneborn in Thüringen. Um die Effizienz seiner Flotte zu steigern und Stillstandzeiten zu minimieren, hat VELUX seine gesamten Lagertechnikgeräte mit dem Flottenmanagement-System I_Site von Toyota ausgestattet. 

Ein Ziel, das das Management verfolgt: Die unternehmenseigene „Vision Zero“ umzusetzen, die Anzahl der Arbeitsunfälle auf null zu reduzieren. Die Team Challenge wurde eigens dafür entwickelt, die Arbeitssicherheit im Lager zu erhöhen. Daher kam das Angebot, die Team Challenge auszuprobieren gerade recht. Dieses Frühjahr ging es los.

Ziel: Rückgang der Zusammenstösse

toyota material handling_mehr sicherheit_bild3Bei VELUX in Sonneborn kümmern sich 90 Logistikmitarbeiter um die Kommissionierung und die Ein- und Auslagerung der Waren. Die Dachfenster sind zwar verpackt, dennoch ist das sorgfältige Handling der Waren oberstes Gebot. Obwohl die Mitarbeiter gut eingearbeitet werden, passiert während der Arbeit auch mal ein Missgeschick und ein Zusammenstoss kommt vor. Hier setzt die Team Challenge an. Die Mitarbeiter bilden Teams und treten während der ausgewählten Spielphase gegeneinander an. Die mit Sensoren ausgestatteten Flurförderzeuge registrieren leichte, mittlere und harte Schocks. Diese werden im Flottenmanagement-System I_Site aufgezeichnet und lassen sich anschliessend auswerten. Je nach Anzahl der Kollisionen erhält der einzelne Fahrer wie auch sein Team einen Score-Wert. Sieger ist das Team mit der sichersten Fahrweise und den wenigsten „Schocks“. Gemessen wurde auch die Zeit, die zwischen den einzelnen Schocks lag.

Um erkennen zu können, wie stark sich das Spielgeschehen auf das Fahrverhalten der Mitarbeiter auswirkt, wurde die Anzahl der Zusammenstösse während des Spiels mit dem Zeitraum davor und danach verglichen. Herangezogen wurden die Werte im Monat vor dem Spiel, während der dreiwöchigen Team Challenge und vier Wochen danach.

Die Teilnahme an der Team Challenge war freiwillig. 40 Mitarbeiter schlossen sich zu vier Teams zusammen. Über das Abschneiden ihres Teams wurden die Mitarbeiter am Ende informiert.

Wer sich umsichtig verhält, gewinnt

Die Logistikmitarbeiter gehen während des Spiels ihrer gewohnten Tätigkeit nach. Der Unterschied ist: durch den Spielcharakter werden sie angespornt, vorausschauender zu fahren. Belohnt werden diejenigen Fahrer mit den wenigsten Zusammenstössen. Andere, die nachlässiger sind, fallen im Team-Ranking zurück.

Insgesamt ist es das Ziel, Unfälle und Personenschäden zu vermeiden. Der Arbeitgeber profitiert von einer umsichtigeren Fahrweise der Mitarbeiter, die zu einer höheren Arbeitssicherheit für alle Beteiligten beiträgt. Weniger Zusammenstösse bedeutet auch, dass die Geräte und die Lagertechnik geschont werden und die hochwertigen Produkte keinen Schaden nehmen.

Das Ergebnis: deutlicher Rückgang der Kollisionen

Die spannende Frage war: Führte die Team Challenge dazu, dass die Anzahl der Kollisionen zurückging? Die Antwort ist klar: Ja. Während der dreiwöchigen Durchführung hat sich die Zahl der Schocks mehr als halbiert. Die Auswertung ergab: In den drei Wochen vor dem Spiel wurden über 250 Schocks registriert. Während des Spiels fiel die Anzahl der Schocks auf 115. Wermutstropfen: Nach dem Spiel stieg die Anzahl auf 186 Schocks wieder an.

Verglichen wurde auch die Frequenz der „starken“ Schocks vor Beginn der Challenge mit der Frequenz während der Challenge. Auch hier zeigte sich eine deutliche Verbesserung: Lagen vor dem Spiel 69 Stunden zwischen einem solchen Vorfall, dauerte es während des Spiels 93 Stunden, bis sich wieder ein starker Schock ereignete. Die Teams haben sich hier um 35 Prozent verbessert.

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Erkenntnisse aus der Team Challenge

  1. Arbeitssicherheit gesteigert
    Nach der Auswertung war für jeden klar erkennbar, dass sich die Anzahl der Kollisionen reduziert hatte. Das Siegerteam freute sich natürlich über die Preise, dennoch ist der grosse Gewinn das Mehr an Sicherheit für alle und eben nicht der Bluetooth-Lautsprecher oder die Isolierflasche für den Einzelnen. Nach der Challenge wurden die Fahrer nach ihren Eindrücken befragt. 70 % der Mitarbeiter gaben an, dass die Team Challenge ihre Arbeitsumgebung sicherer gemacht hat. Das Spiel hat dazu beigetragen, dass die Mitarbeiter vorausschauender und umsichtiger fahren. Die Ergebnisse beweisen, dass ein Spiel wie die Team Challenge durchaus zu einer Verhaltensänderung führen kann. Auf spielerische Weise wurden die Mitarbeiter dazu animiert, sicherem Fahren die Vorfahrt zu geben.
  2. Weniger Kollisionen = weniger Schäden an Material und Lagerausstattung
    Für VELUX hat sich die Challenge rentiert, weil es definitiv weniger Kollisionen gab und damit weniger Materialschäden. Auch der Infrastruktur tut es gut, wenn Hochregallager und Böden nicht so strapaziert werden.
  3. Der „Vision Zero“ ein Stück nähergekommen
    Fazit von Patrick von Bismarck, Abteilungsleiter im VELUX-Zentrallager Europa: „Mit der Team Challenge wollten wir nicht nur unserem Ziel 'Vision Zero' näherkommen, sondern auch erreichen, dass das Flottenmanagement-System bekannter unter den Mitarbeitern wird. I_Site soll für sie nicht die grosse Unbekannte sein. Ich denke, das ist uns ein Stück weit gelungen.“ Eine Mitarbeiterin, die das Mehr an Sicherheit in ihrem Arbeitsumfeld sehr zu schätzen wusste, hat sich ausdrücklich bei ihm bedankt.
  4. Den Teamzusammenhalt gefördert
    Laut von Bismarck eignet sich das Spiel auch sehr gut zum Team Building. Der Wettbewerbscharakter habe die Teamzusammengehörigkeit gefördert. „Wir haben extra nicht Schicht gegen Schicht spielen lassen, sondern die Teams schichtübergreifend zusammengesetzt.“ Das Spiel wurde von den Teammitgliedern einhellig als positiv empfunden. 95 % von ihnen würden die Challenge weiterempfehlen.
  5. Transparenz ist die Basis für weitere Verbesserungen
    Die höhere Transparenz, die ein Unternehmen durch den Einsatz des Flottenmanagement-Systems erreicht, schafft die Basis, um die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Es geht nicht darum, einen einzelnen Mitarbeiter blosszustellen oder die Raser zu identifizieren. Das Spiel ist kein Kontrollinstrument, sondern hilft, Problemstellen aufzudecken. An der Auswertung konnte der Abteilungsleiter zum Beispiel auch erkennen, mit welcher Art von Flurförderzeug die meisten Unfälle passierten.

Ausblick: Lagerprozesse werden noch digitaler

Abteilungsleiter und Schichtleiter bei VELUX sind zufrieden mit dem Ablauf und den Ergebnissen der Team Challenge und planen schon die weiteren Schritte. Von Bismarck: „Wir können uns vorstellen, die Challenge noch einmal zu spielen, diesmal mit der Funktion des Pre-Op-Checks, also einer Abfrage direkt am Gerät, die jeder Fahrer beim Einschalten des Flurförderzeugs durchgehen muss. Wir wollen weg von der per Hand abgehakten Liste hin zu einem digitalen Check. Wir werden auf jeden Fall die Nutzung von I_Site weiter ausbauen. Neben dem Pre-Op-Check werden wir darüber hinaus Smart Access einführen. Damit entsperrt der Fahrer den Stapler mit seiner Mitarbeiterkarte. Auch wollen wir I_Site verstärkt für Auswertungen und die Wartungsplanung nutzen."

Mit der Team Challenge haben VELUX und Toyota gemeinsam den Gamification-Ansatz ausprobiert. VELUX vergibt einen „Daumen hoch“. Bei Toyota sehen wir uns durch die Ergebnisse bestätigt und werden das Spiel weiterentwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass die Team Challenge für Lagerbetreiber eine hervorragende Möglichkeit bietet, ihre Mannschaft für das Thema Sicherheit zu sensibilisieren – und das auf spielerische Weise. Daher werden wir das Konzept zukünftig auch weiteren Kunden und Interessenten anbieten.

Die enge Zusammenarbeit zwischen VELUX und Toyota Material Handling wird über den Pilotversuch hinaus fortgesetzt. Dabei unterstützt Toyota den Dachfensterhersteller dabei, die vielfältigen Möglichkeiten von I_Site auszuschöpfen und dadurch die Prozesse im Lager kontinuierlich zu verbessern. Wo früher mit Excel-Tabellen gearbeitet wurde, bereitet das System nun übersichtlich Kennzahlen auf. I_Site ist ein Analysetool, das richtig eingesetzt zu mehr Transparenz führt und mit dessen Nutzung Unternehmen Kosten sparen können. Zum Beispiel auch im Bereich Wartung. 

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