Regalanlagen sind das Fundament eines jeden Lagers. Für maximale Raumausnutzung, Sicherheit, erhöhte Produktivität und verbesserte Gesamteffizienz müssen sie optimal auf die zu lagernden Waren ausgerichtet sein. Welche Systeme gibt es? Was bedeutet der Faktor Mensch? Und worauf kommt es bei Regalen ganz besonders an?
Damit Regalanlagen stabil sind, müssen sie auf die Ware, Umschlagshäufigkeit, örtlichen Gegebenheiten und die eigene Flurförderzeugflotte ausgerichtet sein. Noch wichtiger ist allerdings die Sicherheit. Denn nach wie vor gilt, dass Regale und die sie bedienenden Mitarbeitenden eine der Hauptursache für Unfälle im Lager sind. So weist es auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) mit ihrer Statistik der Arbeitsunfälle 2019 aus:
- 72.528 beträgt die Gesamtzahl der meldepflichtigen Unfälle im Bereich Verkehr und Lagerei
- 39.644 Unfälle traten im Berichtsjahr in Zusammenhang mit Lagereinrichtungen & Verpackung auf
- 16.333 davon entfallen dabei auf den Bereich Lagerzubehör, Regalsysteme, Palettenregale und Paletten
Hauptursachen für Unfälle im Lager:
- menschliches Versagen
- unzulässige Lastverteilung im Regal
- heraus- und herabfallende Waren
- ausgelassene Inspektionen
- nicht fachgerecht durchgeführte Reparaturen
- Beschädigungen durch Anfahren
- Fehlende Standsicherheit
Für jede Anforderung das richtige Regalsystem
Und wenn Unfälle passieren, wird es nicht nur unangenehm, sondern auch teuer. Umso wichtiger ist es, Regalanlagen bereits im Vorfeld optimal und nach Normung zu planen und den Typ auf die eigenen Anforderungen abzustimmen.
Konventionelle Palettenregale: Das gebräuchlichste Regalsystem sorgt für Flexibilität bei der Lagerplanung und optimalen Materialfluss für die unterschiedlichsten palettierten Waren. Es lässt sich vollständig an eigene Lastgewicht- und Volumenanforderungen anpassen.
Verfahrwagen-Anlagen: Die kompakten Lagersysteme sind auf Wagen montiert, die sich auf im Boden eingelassene Schienen verfahren lassen. Per Flurförderzeug wird die Ware in die Regalkanäle verbracht und daraus entnommen. Verfahrwagen-Anlagen kommen mit weniger Gängen für mehr Paletten pro Quadratmeter aus und optimieren so die Raumnutzung.
Durchlaufregale: Durch die Schwerkraft gleiten die Paletten hier auf geneigten Rollenbetten mit kontrollierter Geschwindigkeit von einem Punkt zum anderen. Das spart Zeit, denn anders als bei Einfahrregalen kann die Last am Anfang des Regals abgesetzt und am getrennten Entnahmegang ausgelagert werden.
Shuttle-Anlagen: Auch halbautomatische Shuttles können zum Ein- und Auslagern palettierter Ware in den Regalen zum Einsatz kommen. Dabei fährt das Shuttle die Palette an ihre Endposition, während der Stapler die nächste Ladung an der Regalöffnung bereitstellt. Der Palettenumschlag und die Produktivität steigen, während Betriebskosten und Zeitaufwand sinken.
Kragarmregale: Diese Regalanlage besteht aus Tragsäulen mit horizontal abstehenden Armen für die Lastaufnahme. So lassen sich Langgut, Gebinde oder Artikel unterschiedlicher Grösse lagern. Egal, ob drinnen oder draussen, leicht oder schwer bestückt, ein- oder zweiseitig – was die Grösse und das Gewicht der Last betrifft, sind Kragarmregale äusserst flexibel.
Fachbodenregale: Fachbodenregale sind vielseitig einsetzbar und robust – also echte Allrounder für leichte bis schwere Lasten. Hier findet (fast) alles Platz: Ordner, Ersatzteile, Boxen, Kleidung, Massengut, Meterware u. v. m.
Bühnenkonstruktionen: Wer seine Lagerkapazität verdoppeln oder sogar verdreifachen möchte, erhält mit Bühnenkonstruktionen oder Mehrebenenfachbodenregalen ein zweites oder drittes Geschoss, mit dem sich der Platz im Warenlager effizient ausnutzen lässt. Dabei bieten die Zwischengeschosse viele Möglichkeiten, z. B. die Montage von Regalanlagen oder Einrichtungen zur Erweiterung der betrieblichen Abläufe.
Gesetzlich verpflichtet – die technische Inspektion
Weil schadhafte Regale instabil sein können, ist die regelmässige Inspektion auf mögliche Probleme gesetzlich vorgeschrieben: Dazu definiert die europäische Norm DIN EN 15635 die Nutzung wie auch Kontrolle von Regalanlagen. Nach ihr sind folgende Prüfungen regelmässig durchzuführen:
- Wöchentliche Sichtkontrollen, die auch durch eingewiesene unternehmenseigene Mitarbeiter vorgenommen werden können.
- Jährliche Experteninspektionen, die nur durch eine fachkundige und dafür befähigte Person wie einem Regalinspekteur durchgeführt werden dürfen. Diese darf auch keiner fachlichen Weisung unterliegen – sie muss also unabhängig sein.
Um Unfälle zu vermeiden und eine hohe Sicherheit zu gewährleisten, ist die Korrektur von bei der Inspektion festgestellten Beschädigungen oder Unregelmässigkeiten unerlässlich.
Fahrerschulungen für weniger Unfälle
Neben den rein technischen Sicherheitsaspekten, muss vor allem auch der Unsicherheitsfaktor Mensch im Mittelpunkt stehen. Es gilt, ihn über mögliche Risiken bei der Arbeit am Regal aufzuklären und ihn für Gefahrensituationen zu sensibilisieren.
Allein das gesteigerte Risiko-Bewusstsein und die Verfeinerung der eigenen Fertigkeiten sorgen schon dafür, dass Regale und Lagergeräte sicherer und effizienter bedient werden. Zudem lassen sich körperliche Fehlbelastungen, krankheitsbedingte Ausfälle und folgenschwere Unfälle besser vermeiden.
Nicht nur hinsichtlich der Tätigkeit an den Regalanlagen, sondern insgesamt haben Fahrerschulungen einen positiven Effekt auf die Investitionsrendite, Produktivität, Umwelt und Gerätelebensdauer.
Zubehör für erhöhten Regalschutz
Einen weiteren internen Regalschutz-Aspekt stellt passendes Zubehör dar, das es in vielen Ausprägungen gibt. So können einfache Mittel wie Drahtgitterböden und Rückwandgitter bereits den Absturz von Paletten und Waren verhindern. Dazu wirken Ständer- und Schutzprofile aus Stahl oder Kunststoff wie auch Alarmsysteme Strukturschäden an Regalen entgegen, die durch die Kollision mit Flurförderzeugen entstehen können.
Seitenrammschutz: Dieses Element kann wiederholte Stösse von Fahrzeugen mit niedrigem Schwerpunkt absorbieren, die Anprallenergie ableiten und somit Schäden an Regalsystemen verhindern. Es ist ausserdem Pflicht für Durchfahrten durch die Regale.
Ständerschutz: Um Regalständer vor seitlichen und frontalen Stössen durch Arbeitsfahrzeuge zu schützen, sind Ständerschutz-Elemente ideal. Sie absorbieren Stösse und leiten die Anprallenergie um den Ständer herum anstatt hindurch, was Schäden reduziert und die Standsicherheit bewahrt.
Alarmsysteme: Elemente wie Alarmleisten haben neben ihrer eigentlichen Warnfunktion auch den Zweck, die Fahrer für potenzielle Risiken zu sensibilisieren und ihre Achtsamkeit zu verbessern. Unfälle lassen sich somit schon vor dem Auftreten vermeiden.
Stabil und standfest – auch in seismisch aktiven Gebieten
Bei der Planung von Regalanlagen gibt es nicht nur interne Einflüsse zu beachten. Genauso kommt es auf externe Einflüsse an: Regalsysteme müssen in erdbebengefährdeten Regionen so ausgelegt sein, dass sie auf keinen Fall einstürzen und Ladungsträger wie Paletten nicht herausrausfallen. Personen und Sachschäden müssen in jedem Fall vermieden werden.
Und schon bei kleinen Erdbeben, wie sie auch in Deutschland und Europa vorkommen können, sind Regalsysteme starken dynamischen, vertikalen und horizontalen Kräften ausgesetzt. Deshalb definiert die Europäische Norm EN 16681 die Anforderungen, die an die Einsturzsicherheit, Schadensbegrenzung und Bewegung der Ladeeinheiten im Erdbebenfall erfüllt sein müssen.
Erneuerte EN 15512:2020 für sichere Berechnungen
Bei der EN 15512:2020 handelt es sich um eine europäische Vorschrift, die ab Dezember 2021 für die Regalberechnung verpflichtend wird. Sie gibt vor, dass Regalanlagen bestimmte Kriterien erfüllen muss, um die Stabilität zu erhöhen und auch, um spezifische Sicherheitskennzahlen europaweit anzupassen. Im Kern geht es bei der EN 15512:2020 um folgende wichtige Neuerungen:
- Um ein sichereres Regaldesign zu gewährleisten, muss eine Zuverlässigkeitsanalyse vorausgehen.
- Die überarbeitete Norm stimmt besser mit dem Eurocode 3 überein und profitiert somit von einem europäischen Normenwerk, das detaillierte Regeln für die Berechnung von Stahlkonstruktionen beinhaltet.
- Für alle europäischen Länder bringt die erneuerte EN 15512:220 ein einheitlicheres Design mit, was sie über Ländergrenzen hinaus transparenter und leichter anwendbar macht.
- Europaweit werden das Sicherheitsniveau, sowie die Berechnungs- und Dimensionierungsgrundlagen angepasst
Gut zu wissen: Obwohl wir noch nicht dazu verpflichtet sind, berechnen wir bei Toyota Material Handling das Strukturdesign unserer Regale schon jetzt nach der erneuerten Norm. So stellen wir sicher, dass unsere Regalanlagen nicht nur möglichst stabil und sicher, sondern stets auch State-of-the-Art sind.
State-of-the-Art Regalanlagen? Typisch Toyota!
Sie merken: Wer seine Regalanlagen erfolgreich planen möchte, muss sich zunächst mit seinen Anforderungen hinsichtlich Ware, Umschlagshäufigkeit, örtlichen Gegebenheiten und die der eigenen Flurförderzeugflotte auseinandersetzen. Es gilt, sowohl interne wie auch externe Einflüsse zu beachten. Dann sollten Sie einen anerkannten Hersteller von Lagerlösungen finden, der die individuellen Bedürfnisse und einschlägigen Normen erfüllt. Umso besser, wenn das proaktiv geschieht und noch weitere Leistungen wie passendes Zubehör, ein Wartungs-Service oder Fahrerschulungen hinzukommen.
Wir bei Toyota Material Handling streben stets danach, den Lagerbetrieb unserer Kunden zu optimieren – durch die ideale Kombination der richtigen Regalsysteme mit den passenden Geräten aus unserem umfangreichen Angebot an Flurförderzeugen.